Kann ich mich als HIV-positive Person piercen lassen?
Die kurze Antwort lautet: Ja – eine HIV-Infektion schliesst ein Piercing grundsätzlich nicht aus. Viele HIV-positive Menschen entscheiden sich problemlos für Körperschmuck, vorausgesetzt ihr Immunsystem ist stabil genug und einige Vorkehrungen werden beachtet:
Was solltest du bei einer HIV-Infektion beachten?
Ein Piercing ist immer eine kleine Wunde. Damit sie gut abheilt, sollte dein Körper ausreichend belastbar sein. HIV beeinflusst die Wundheilung nicht direkt – ein geschwächtes Immunsystem durch niedrige CD4-Zellzahlen oder hohe Viruslast kann sie jedoch verlangsamen:
- CD4-Zellen und Viruslast: Sind deine Werte stabil und liegt deine Viruslast unter der Nachweisgrenze, ist eine komplikationsfreie Heilung meist möglich.
- Allgemeinbefinden: Achte nicht nur auf Laborwerte, sondern auch auf dein Wohlbefinden. Fühlst du dich fit? Hast du keine anderen Infekte? Je stabiler dein Zustand, desto besser für den Eingriff.
Ärztliche Rücksprache ist wichtig
Bevor du dich piercen lässt, solltest du Rücksprache mit deinem behandelnden Arzt oder deiner behandelnden Ärztin halten. Sie können einschätzen, ob dein aktueller Zustand ein Piercing erlaubt oder ob besondere Vorkehrungen sinnvoll sind:
- Medikamente berücksichtigen: Antiretrovirale Therapien (ART) können zwar stabilisierend wirken, deinen Körper aber auch belasten. Kläre mögliche Auswirkungen auf die Wundheilung rechtzeitig ab.
- Guter Zeitpunkt: Lege den Termin in eine Phase, in der du gesundheitlich besonders stabil bist (z. B. keine akuten Infektionen, keine OPs in Sicht).
Offenheit gegenüber dem Piercingstudio schafft Vertrauen
Dein Piercingstudio sollte unbedingt über deinen HIV-Status informiert werden – spätestens beim Ausfüllen der Einverständniserklärung. Nur so kann sich das Team gut vorbereiten und individuell auf dich eingehen:
- Keine Scham: HIV ist eine behandelbare chronische Erkrankung. Ein professionelles Studio geht respektvoll und diskret mit deiner Offenheit um.
- Freie Entscheidung des Studios: Piercer/innen dürfen frei entscheiden, ob sie den Eingriff durchführen. Fühlen sie sich nicht sicher, dürfen sie den Termin ablehnen – das ist kein Affront, sondern verantwortungsvoll.
Besondere Sorgfalt in der Nachsorge
Nach dem Stechen ist deine Eigenverantwortung besonders gefragt – mit einem stabilen Immunsystem und etwas Geduld unterstützt du die Heilung optimal:
- Verlängerte Heilung möglich: Je nach Immunsystem kann die Abheilung länger dauern – nimm dir die Zeit und halte alle Pflegehinweise konsequent ein.
- Regelmässige Kontrolle: Vereinbare Kontrolltermine mit dem Studio oder deiner Ärztin/deinem Arzt. Bei Rötungen, Schmerzen oder Schwellungen solltest du sofort reagieren.
- Strikte Hygiene: Berühre dein Piercing nur mit frisch gewaschenen Händen, halte die Wunde sauber und desinfiziere nach Anweisung.
- Selbstfürsorge: Sorge für ausreichend Schlaf, Ernährung, Stressabbau – alles, was deinem Körper hilft, sich gut zu regenerieren.
FAQ – Häufige Fragen
Hier findest du Antworten auf häufig gestellte Fragen rund um das Thema Piercing und HIV – von Hygienestandards bis Sport und Schmerzmittel:
- Erhöht sich die Ansteckungsgefahr für das Studio? Professionelle Studios arbeiten grundsätzlich nach den sogenannten „Universal Precautions“ – also mit strengen Hygienestandards, welche für alle Kund/innen gleich gelten. Denn es ist möglich, dass manche Kunden und Kundinnen noch nichts von ihrer HIV-Infektion wissen. Dein HIV-Status verändert also nichts an der Arbeitsweise des Studios. Eine offene Kommunikation erleichtert jedoch die Planung und ermöglicht eine individuell abgestimmte Betreuung.
- Brauche ich einen Bluttest? In der Regel nicht. Es reicht, wenn du über deine Werte (CD4, Viruslast) Bescheid weisst. Bei Unsicherheiten kann eine ärztliche Bestätigung sinnvoll sein.
- Darf ich nach dem Piercing Sport treiben oder schwimmen? Wie bei jedem Piercing kommt es auf die Stelle und den Heilungsverlauf an. Achte bei geschwächtem Immunsystem besonders auf das Infektionsrisiko – vor allem im Schwimmbad.
- Sind Schmerzmittel erlaubt? Nicht alle. Sprich vorab mit dem Studio oder einem Arzt. Einige Schmerzmittel (z. B. Aspirin) sind blutverdünnend und ungeeignet.
HIV und Piercings schliessen sich nicht aus – aber es braucht mehr Aufmerksamkeit, Offenheit und Vorbereitung.
Ein professionelles Studio und klare Kommunikation sind der Schlüssel für ein sicheres Piercing-Erlebnis.
Achte auf stabile Werte, rede offen mit deinem Piercingstudio und hole dir vorher das Okay deiner behandelnden Ärztin oder deines Arztes. So kannst du dich entspannt und sicher auf dein neues Piercing freuen!