WhatsApp Chat

Kann mein Arbeitgeber mir ein Piercing verbieten?

Ob dein Arbeitgeber dir Piercings verbieten darf, hängt grundsätzlich von mehreren Faktoren ab: deiner konkreten Tätigkeit, den Sicherheits- und Hygienevorschriften am Arbeitsplatz sowie den Anforderungen an dein Auftreten gegenüber Kunden oder Klienten. In der Schweiz haben Unternehmen unter bestimmten Umständen das Recht, Regeln zum äusseren Erscheinungsbild ihrer Mitarbeitenden aufzustellen – allerdings nur, wenn diese Vorgaben sachlich gerechtfertigt und verhältnismässig sind.

Was sagt das Gesetz dazu?

Bevor es zu Diskussionen kommt, lohnt sich ein Blick auf die rechtliche Grundlage. Hier erfährst du, was in der Schweiz rechtlich gilt:

  • Weisungsrecht des Arbeitgebers: In der Schweiz hat der Arbeitgeber ein Weisungsrecht (Art. 321d OR), das ihn berechtigt, Vorgaben zum äusseren Erscheinungsbild seiner Mitarbeitenden zu machen – darunter fallen auch sichtbare Piercings oder Tattoos.
  • Persönlichkeitsrechte: Das Tragen von Körperschmuck fällt grundsätzlich unter das Persönlichkeitsrecht. Einschränkungen sind nur erlaubt, wenn ein berechtigtes Interesse des Arbeitgebers vorliegt und die Massnahme verhältnismässig ist.

Wann ist ein Piercing-Verbot erlaubt?

Ein Verbot kann zulässig sein, wenn berechtigte Interessen des Arbeitgebers bestehen. Typische Gründe sind:

  • Sicherheitsrisiko: In handwerklichen, industriellen oder medizinischen Berufen können Piercings z. B. Verletzungsrisiken bergen.
  • Hygienische Gründe: In Berufen mit hohen Hygieneanforderungen (z. B. Küche, Lebensmittelproduktion, Gesundheitswesen) kann ein Piercing problematisch sein.
  • Kundenkontakt und Image: In konservativen Branchen kann das Unternehmen verlangen, dass sichtbare Piercings verdeckt oder entfernt werden – insbesondere bei direktem Kundenkontakt. Voraussetzung: eine nachvollziehbare Begründung, warum das Erscheinungsbild beeinträchtigt wird.

Wann ist ein Piercing-Verbot nicht erlaubt?

Nicht jedes Verbot ist automatisch rechtmässig. In diesen Fällen ist ein Piercing-Verbot in der Regel unzulässig:

  • Kein sachlicher Grund: Ein rein persönlicher Geschmack oder pauschale Verbote ohne konkreten Anlass sind nicht zulässig.
  • Diskriminierende Vorschriften: Regeln, die sich nur gegen bestimmte Personen oder Gruppen richten (z. B. aus religiösen oder kulturellen Gründen), sind unzulässig.

Was tun bei Unsicherheit oder Streitfällen?

Wenn du dir unsicher bist, ob die Vorgaben deines Arbeitgebers rechtlich haltbar sind, können diese Schritte weiterhelfen:

  • Gespräch suchen: Sprich offen mit deinem Arbeitgeber – oft lässt sich eine pragmatische Lösung finden.
  • Regelungen prüfen: Sieh in deinem Arbeitsvertrag, in der Betriebsordnung oder im Personalreglement nach.

FAQ – Häufige Fragen

Hier findest du Antworten auf häufige Fragen rund um das Thema Piercing und Arbeitsrecht:

  • Kann ich gekündigt werden, wenn ich mein Piercing nicht entferne? Theoretisch ja – aber nur, wenn ein klarer sachlicher Grund vorliegt (z. B. Verletzung von Sicherheitsvorschriften). Eine Kündigung allein wegen des Piercings ohne gerechtfertigten Anlass könnte missbräuchlich sein.
  • Darf mein Arbeitgeber mir auch in der Freizeit Piercings verbieten? Die Weisungsbefugnis gilt nur für die Arbeitszeit und -umgebung. Was du in deiner Freizeit trägst, liegt grundsätzlich in deiner privaten Entscheidung.
  • Muss ich mein Piercing beim Bewerbungsgespräch erwähnen? Nein – ausser es ist offensichtlich relevant für die Stelle (z. B. in sehr konservativen Branchen). Transparenz kann aber helfen, spätere Konflikte zu vermeiden.

Solange keine berechtigten Gründe dagegen sprechen, darf ein Arbeitgeber Piercings nicht einfach pauschal verbieten. Umgekehrt sollten Mitarbeitende flexibel sein, wenn objektive Gründe dafürsprechen, das Piercing während der Arbeitszeit abzudecken oder zu entfernen.

Wenn du unsicher bist, ob das Piercing-Verbot deines Arbeitgebers zulässig ist, such das offene Gespräch – und erkundige dich nach dem genauen Grund für die Regelung. Oft lässt sich die Entscheidung dann besser nachvollziehen. Mit ehrlicher Kommunikation und gegenseitigem Verständnis lassen sich viele Konflikte unkompliziert lösen – und das meist, ohne dass du deinen persönlichen Stil aufgeben musst.