Ohrloch stechen oder schiessen – was ist besser?
Du möchtest dir ein neues Ohrläppchen-Piercing (Lobe) stechen lassen und fragst dich, ob eine Piercing-Nadel oder eine Pistole besser geeignet ist?
Die beiden Methoden unterscheiden sich deutlich – sowohl in der Technik als auch im Hinblick auf Hygiene und Heilungsverlauf. Hier erfährst du, welche Methode aus professioneller Sicht empfehlenswert ist – und warum:
Ohrlöcher stechen mit der Piercing-Nadel
Das Stechen mit einer sterilen Piercing-Nadel ist heutzutage die moderne und professionelle Variante. Die meisten Piercingstudios raten dazu – insbesondere aus gesundheitlichen Gründen:
- Schonender für das Gewebe:
Eine Piercing-Nadel ist hohl, steril, sehr scharf und lasergeschliffen. Sie gleitet präzise durch das Gewebe, ohne es zu zerreissen oder zu quetschen bzw. zu verdrängen. Dabei handelt es sich um eine gewebeschonende, „gewebeentfernende“ Methode – im Gegensatz zur Pistole, welche das Gewebe verdrängt. - Hohe Präzision:
Die Nadel ermöglicht eine exakte Platzierung. Gerade wenn du mehrere Ohrpiercings planst, ist es wichtig, dass jedes Piercing korrekt sitzt – etwa um ein stimmiges Gesamtbild zu erzeugen und Fehlplatzierungen zu vermeiden. - Direkter Schmuckeinsatz:
In professionellen Studios wird steriler, hochwertiger Ersteinsatzschmuck (z. B. aus Titan oder PTFE/Bioplast) verwendet. Dieser wird sofort nach dem Durchstechen eingesetzt und ist optimal auf die Heilungsphase abgestimmt. - Bessere Heilungschancen:
Weniger Gewebeschäden bedeuten in der Regel eine schnellere und unkompliziertere Abheilung. Das Risiko von Entzündungen und Schwellungen ist geringer, da das Piercing sauber und schonend eingesetzt wird. - Strenge Hygienestandards:
Professionelle Piercer/innen sind im Umgang mit sterilen Instrumenten geschult, nutzen Einwegmaterialien und folgen gesetzlich vorgegebenen Hygienerichtlinien.
Ohrloch (Lobe) schiessen mit der Pistole
Das Schiessen mit einer Ohrlochpistole wird nach wie vor in manchen Juweliergeschäften, Schmuckläden oder Apotheken angeboten – ist jedoch stark umstritten und wird in professionellen Piercingkreisen aus guten Gründen weitestgehend abgelehnt:
- Hohe Gewebebelastung:
Die Pistole drückt einen meist stumpfen Ohrstecker mit Wucht durch das Gewebe. Das führt zu Quetschungen, Rissen und einem erhöhten Risiko für Blutergüsse. Besonders im Knorpelbereich (z. B. Helix) kann es zu schweren Gewebeschäden kommen. - Eingeschränkte Hygiene:
Viele Pistolen sind nur schwer oder gar nicht vollständig sterilisierbar – da sie mechanische Teile enthalten und oft aus Kunststoff bestehen. Das Infektionsrisiko steigt, wenn die Pistole nicht fachgerecht gereinigt wird. - Höheres Risiko für Komplikationen:
Entzündungen, Schwellungen und eine verzögerte Heilung treten beim „Schiessen“ deutlich häufiger auf. Zudem ist der eingesetzte Stecker grösstenteils zu kurz für Schwellungen, was zu Druck und Reizungen führen kann. - Kaum Variationsmöglichkeiten:
Die Pistole ist primär fürs klassische Ohrläppchen (Lobe) konzipiert. Bei anderen Ohrstellen – insbesondere solchen mit Knorpelanteil wie Tragus oder Helix – ist diese Methode ungeeignet oder sogar riskant.
Was ist mit modernen Einweg-Kartuschensystemen?
Einige Anbieter werben mit Einweg-Kartuschensystemen als hygienischere Alternative zur klassischen Pistole. Zwar wird die Keimübertragung reduziert, dennoch gibt es deutliche Nachteile:
- Der Stecker wird weiterhin mit Druck ins Ohrläppchen „gepresst“ (gewebeverdrängende Methode), was zu Quetschungen führen kann.
- Die verwendeten Studs sind oft stumpf und sehr eng – das kann bei Schwellungen problematisch sein.
- Auch hier bleibt das Nadelstechen durch erfahrenes Fachpersonal die deutlich schonendere und präzisere Variante.
Stechen ist immer besser – dein Ohr wird es dir danken!
Das Piercen mit einer sterilen Nadel ist im Hinblick auf Sicherheit, Hygiene und Heilungsverlauf klar zu bevorzugen.
Beim Stechen wird das Gewebe minimal entfernt – im Gegensatz zur Pistole, welche das Gewebe verdrängt oder quetscht. Dadurch lassen sich Verletzungen und Komplikationen effektiv vermeiden.
Das Schiessen mit der Pistole mag fürs klassische Ohrläppchen (Lobe) noch vertretbar erscheinen, gilt aber als veraltet – und kann besonders bei Knorpelgewebe gravierende Probleme verursachen.
Wenn du Wert auf eine saubere, schonende und professionell durchgeführte Behandlung legst, entscheide dich für das Ohrlochstechen mit einer Piercing-Nadel.
So hast du die besten Chancen auf ein schönes, schnell heilendes Lobe-Piercing und langfristig viel Freude an deinem neuen Ohrschmuck.