Was erzählen Knast-Tattoos?
Hinter den kalten Mauern von Gefängnissen entsteht eine einzigartige Form der Kunst – rau, direkt und voller Geschichten. Knast-Tattoos sind mehr als blosse Hautbemalung. Sie sind Symbole für Überleben, Loyalität und ein ungeschriebenes Regelwerk, das nur Eingeweihte verstehen.
Improvisierte Kunst: Wie entstehen Knast-Tattoos?
In Gefängnissen gibt es keine modernen Tätowiergeräte. Stattdessen improvisieren die Insassen mit Nadeln, Faden, Elektrorasierern und Russ aus verbranntem Plastik, der als Tinte dient. Diese Bedingungen machen die Tattoos nicht nur einzigartig, sondern auch zu einer Form des Widerstands. Sie zeigen: Selbst unter den härtesten Umständen finden Menschen Wege, sich auszudrücken.
Trotz der primitiven Mittel sind viele Gefängnistattoos erstaunlich detailreich. Von simplen Symbolen bis hin zu kunstvollen Designs – diese Tattoos sind ein Beweis für die Kreativität und den Überlebenswillen ihrer Träger.
Die geheime Symbolik der Knast-Tattoos
Jedes Tattoo hat eine Geschichte. Jedes Symbol trägt eine Botschaft. Hinter den scheinbar einfachen Motiven verbergen sich Regeln, Werte und Erinnerungen. Hier sind einige der bekanntesten Symbole und ihre Bedeutungen:
- Drei Punkte: Ein universelles Zeichen für „Glaube, Liebe, Hoffnung“ – aber auch ein Symbol für den Ehrenkodex unter Gefangenen.
- Fünf Punkte: Die Darstellung eines Gefangenen, umgeben von den vier Wänden seiner Zelle.
- Spinnennetz am Ellenbogen: Ein Symbol für Gefangenschaft und Verlust der Freiheit, manchmal auch für begangene Straftaten.
- Träne(n) unter dem Auge: Sie steht für Verlust, Trauer oder die Anzahl der begangenen Taten. Jede Träne erzählt eine Geschichte.
- Sterne auf den Schultern: Zeichen einer hohen Stellung in der kriminellen Hierarchie – Respekt muss man sich verdienen.
- Uhr ohne Zeiger: Für Häftlinge steht die Zeit still. Dieses Symbol drückt die scheinbare Endlosigkeit der Gefangenschaft aus.
The Number: Tattoos einer Gefängnis-Gang mit Geschichte
Südafrikas „The Number“ ist eine der ältesten Gefängnis-Gangs der Welt. Gegründet im 19. Jahrhundert, um Minenarbeiter vor Polizeigewalt zu schützen, hat sie sich zu einer Gemeinschaft mit strengen Regeln entwickelt.
Die Gang teilt sich in drei Gruppen:
- 26er: Zuständig für Schmuggel und Ressourcen.
- 27er: Hüter der Gang-Regeln, die für Ordnung sorgen.
- 28er: Kämpfer, die für die Rechte der Mitglieder eintreten.
Ihre Tattoos sind mehr als nur Bilder – sie sind Geschichten, Symbole von Loyalität und Macht. Gekreuzte Buschmesser, Waffen und Schriftzüge wie „Sonsak“ und „Shonalanga“ spiegeln die Hierarchie und Werte dieser Gemeinschaft wider.
Ein Blick in die Seele der Träger
Knast-Tattoos sind ein Fenster in die Gedankenwelt ihrer Träger. Sie erzählen Geschichten von Verlust, Hoffnung und Überlebenswillen. Jedes Tattoo, sei es ein Stern auf der Schulter oder eine Träne unter dem Auge, trägt eine Botschaft, die nur Eingeweihte wirklich verstehen.
Doch diese Tattoos sind mehr als nur Erinnerungen. Sie sind Symbole für Widerstand, Stolz und Identität. Sie zeigen, dass selbst unter den härtesten Bedingungen die menschliche Seele nach Ausdruck strebt – ein Ausdruck, der weit über die Mauern hinausgeht.