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Was passiert in den zwei Phasen der Piercing-Heilung?

Viele denken, Piercings seien bereits verheilt, sobald sie von aussen gut aussehen. Doch die Heilung verläuft in zwei klar unterscheidbaren Phasen – denn die Haut besteht aus mehreren Schichten, welche sich unterschiedlich schnell regenerieren.

Nur wenn du beide Phasen verstehst, kannst du dein Piercing optimal pflegen – und weisst, wann der richtige Zeitpunkt für den Schmuckwechsel (Downsizing) ist:

Warum hat ein Piercing zwei Heilungsphasen?

Ein frisch gestochenes Piercing durchdringt – je nach Körperstelle – mehrere Schichten deiner Haut. Diese regenerieren sich nicht gleichzeitig, sondern von aussen nach innen:

  • Die Epidermis (Oberhaut) schliesst die Wunde oberflächlich und schützt vor Keimen – das passiert in Phase 1.
  • Die Dermis (Lederhaut) sorgt für Gewebestabilität und Nährstoffversorgung – sie regeneriert langsamer in Phase 2.
  • Die Subcutis (Unterhaut) enthält Fett und Bindegewebe. Sie wird bei tiefer gelegenen Piercings wie Brustwarze oder Bauchnabel oft ebenfalls mit durchstochen.

Welche Gewebeschichten werden durchstochen?

Je nach Körperstelle verläuft ein Piercing durch unterschiedliche Gewebeschichten – von der Hautoberfläche bis hin zu tieferen Strukturen:

  • Bei klassischen Hautpiercings wie Ohrläppchen oder Bauchnabel werden oft Epidermis, Dermis und teilweise Subcutis durchstochen.
  • Knorpelpiercings durchdringen zusätzlich die Knorpelhaut (Perichondrium).
  • Bei Lippenpiercings wird aussen die Haut, innen die Schleimhaut durchstochen.
  • Ein Zungenpiercing durchdringt die Schleimhaut sowie das darunterliegende Muskel- und Bindegewebe.
  • Intimpiercings verlaufen durch Schleimhaut (muköses Epithel) und darunterliegende Strukturen.
  • Bei Dermal Anchors oder Skin Divers kann die Haut ebenfalls in tieferen Schichten verankert werden.

Phase 1 – Äussere Heilung

Diese Phase beginnt sofort nach dem Stechen. Der Körper erkennt den Stichkanal als Wunde und startet eine natürliche Entzündungsreaktion, um Keime abzuwehren.

Typische Reaktionen in Phase 1 sind:

  • Rötung
  • Schwellung
  • Wärmegefühl

Die Epidermis verschliesst sich – ähnlich wie eine Kruste bei einem kleinen Schnitt. Der Stichkanal im Inneren ist jedoch noch nicht verheilt.

Warum ist der Ersteinsatzschmuck grösser?

Frisch gestochene Piercings neigen zur Schwellung. Deshalb wird zu Beginn ein etwas längerer oder grösserer Ersteinsatzschmuck verwendet – um Druck, Reibung sowie Einwachsen zu vermeiden.

Der richtige Zeitpunkt fürs Downsizing

Wenn die Schwellung abgeklungen und die Hautoberfläche geschlossen ist, beginnt Phase 2 – und es ist Zeit für den Schmuckwechsel (Downsizing).

Zu grosser Schmuck bewegt sich ständig hin und her, reizt den Stichkanal und kann dabei Keime in die Wunde transportieren. Ein passender, kürzerer Schmuck unterstützt die innere Heilung, sorgt für besseren Tragekomfort – und sieht oft auch harmonischer aus.

Lass den Schmuckwechsel immer im Piercingstudio vornehmen. Deine Piercerin oder dein Piercer kann den Heilungsverlauf beurteilen und erkennt schnell, ob es der richtige Zeitpunkt ist, den Schmuck durch eine kürzere Variante zu ersetzen.

Phase 2 – Innere Heilung

Diese zweite Phase der Piercing-Heilung beginnt nach dem Downsizing. Jetzt, da sich der ursprünglich längere Ersteinsatzschmuck nicht mehr ständig hin- und herbewegt, kommt der Stichkanal zur Ruhe – und der Körper kann das tieferliegende Gewebe regenerieren, vor allem in der Dermis und gegebenenfalls in der Subcutis.

  • Das Gewebe wird stabilisiert, es bilden sich neue Bindegewebsfasern und der Stichkanal wird widerstandsfähiger.
  • Auch wenn das Piercing von aussen bereits gut aussieht, ist das Gewebe im Inneren oft noch empfindlich. Reibung, Druck oder falsche Pflege können weiterhin zu Komplikationen führen.

Warum genau zwei Phasen?

Dass ein Piercing in zwei Phasen heilt, liegt an der Struktur der Haut – denn jede Schicht regeneriert sich in ihrem eigenen Tempo.

Die Haut heilt von aussen nach innen:

  • Phase 1 betrifft die Epidermis – die Wunde wird verschlossen.
  • Phase 2 betrifft die tieferliegenden Gewebeschichten – dort wird der Stichkanal stabilisiert.

Die Anforderungen an Pflege und Schmuck sind in beiden Phasen unterschiedlich:

  • In Phase 1 braucht der Schmuck Spielraum für Schwellung.
  • In Phase 2 ist ein fester Halt ohne Bewegung/Reibung wichtig – damit möglichst wenige ungebetene Gäste wie Keime eindringen können.

Auch wenn dein Piercing von aussen schnell gut verheilt aussieht, ist es im Inneren oft noch nicht vollständig belastbar. Mit dem richtigen Schmuck zur richtigen Zeit (Downsizing) und konsequenter Pflege unterstützt du beide Heilungsphasen optimal.

Wenn du unsicher bist, ob dein Ersteinsatzschmuck bereits gewechselt werden kann, frag am besten sicherheitshalber deine Piercerin oder deinen Piercer – sie können den Heilungsverlauf fachkundig beurteilen.